Donnerstag, 2. April 2009

Erfüllende Momente

Am Ende der Probezeit angekommen, wurde letzten Mittwoch entschieden, ob's weitergeht mit Uchi Deshi Christian. 
Es geht weiter. Die Ausbildungsleitung und ich sind sich einig: Das Jahr 2009 wird mein Jahr als Uchi Deshi. Noch viel stärker als vor Beginn der Uchi Deshi Zeit bin ich der Überzeugung, einzigartige Wege beschreiten zu dürfen. Natürlich ist die Euphorie etwas verflogen, eine pragmatischere Sicht prägt jetzt öfters meine Urteile und Gedanken. Aber gerade weil ich weiss, dass das Uchi Deshi Sein auch in der Realität funktioniert und dabei wirklich diese erträumten erfüllenden Momente beschert, ist meine Entschlossenheit, dieses Jahr für mich zu machen grösser als zuvor.
Folgende Momente stehen als Beispiel für jenes Erleben und Sein, dass mein Uchi Deshi Jahr auszeichnet und mich erfüllen:
  • Ich komme am Sonntagnachmittag aus dem Krafttraining und mache mich pfeifend, im Velosattel gar singend, auf den Weg zu meinen Eltern. Einfach zufrieden und glücklich mit dem Moment, wie er ist und sich anfühlt.
  • Ich kämpfe im Kumitetraining, merke, dass ich meinen grösseren und schwereren Gegner gut unter Kontrolle haben, lege den Sandsackmodusschalter um und versorge ihn mehrere Sekunden mit ein paar Kombinationen, die richtig sitzen.
  • Nach mehreren Wochen beinahe täglich Sanchin (Infos | Video) üben (meistens sehr langsam und ohne richtiges Ibuki) pausiere ich eine Woche, stehe ein paar Tage später wieder im Dojo und hab Sehnsucht nach Sanchin. Ich entschliesse mich, sie richtig zu laufen, in relativ schnellem Tempo und mir richtigem Ibuki. Höchsterstaunt registriere ich, wie mein Körper die Kata sauber, zügig und kräftig umsetzt und mein Ibuki sich von einem Röchel-Husten in eine annehmbare Form verwandelt hat.
  • Von einer Yogastunde kommend, fühle ich mich, als hätte ich eine Stunde lang die Sonne umarmt.
  • Ich stehe an einem sonnigen Samstagnachmittag im März in der Badstrasse, dicht bevölkert von einkaufswütigen und sonnensuchenden Menschen. Ich habe den Gi an. Vor mir haben 4 Jugendliche ebenfalls im Gi mitten auf der Strasse eine spontane Demo gezeigt und mehrere Tameshiwari durchgeführt - frei gehalten. Ich bin zufrieden und stolz, unglaublich stolz.
  • Ich schaue in die Augen meines Senpais und sehe, dass er sehr zufrieden ist.
  • Entschlossen, an diesem Morgen bereits früh das Sandsacktraining zu absolvieren gehe ich um halb 10 ins Dojo und quäle mich durch das anstrengende Training. Summend verlasse ich danach das Gebäude. Gelöst fühlen sich meine Schritte an. Der Frühling duftet in meiner Nase. Ich weiss, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin.

Ein Dankeschön an meine Mitstreiter
Diese drei Monate wären nicht dieselben gewesen, wenn ich nicht ganz, ganz viele Mitstreiter an meiner Seite gehabt hätte. Es sind gut 300 Mädchen und Jungen, Frauen und Männer, denen ich viele, viele tolle Erfahrungen zu verdanken habe. Ich spreche von den DO-Mitgliedern, die mir das Lernen und Leben in der Gruppe ermöglichen. Es sind jene, die nachfragen, wie's mir geht, wie ich mich fühle. Es sind die vielen Geschichtenerzähler, die mich amüsieren und zum Nachdenken bringen. Es sind die liebevollen Eltern, die ihre Kinder zu mir in den Unterricht bringen, wo ich mit Ihnen Karate erlebe. Es sind meine Kumite-Partner, die in diesem Jahr wenig Chancen haben, im Kumite-Training um mich herum zu kommen. Es sind die Anfänger, die mit Neugierde und grossem Respekt Karate trainieren. Es sind die Karatekas, denen ich etwas beibringe und die sich dafür bedanken. Es sind die Senpais, die mir mit grossem Respekt und Interesse begegnen, mich freundlich aufnehmen in ihrer Mitte. 
Allen ein herzliches Danke. In kleineren und grösseren Teilen seid ihr ebenfalls Uchi Deshi.