Sonntag, 7. Dezember 2008

Vorgeplänkel

Was ist ein Uchi Deshi?

Der japanische Begriff Uchi Deshi bezeichnet einen Schüler der Kampfkünste, der sein Leben während eines begrenzten Zeitraums voll und ganz dem Training der Kampfkünste widmet. Ich habe mich entschlossen, dies während des nächsten Jahres zu machen. Was das - zumindest jetzt - bedeutet, soll in diesem Post geklärt werden.

Meine Ziele

Ziel I: Braungurtniveau in Karate
Oberste Priorität hat das Erreichen des Braungurtniveaus. Spätestens im Dezember werde ich zur Prüfung antreten und zeigen müssen, ob ich das Jahr richtig genutzt habe und den grossen Schritt über mindestens 5 Kyu-Stufen schaffe. Bis dahin gilt es u.a. Katas und Techniken zu lernen und an bisherigen zu arbeiten. Zudem sind auch Fortschritte im Kumite nötig.
Das wird im Trainingsalltag wohl jede Menge verschiedenes Trainings bedeuten. Kihon, Kata und Kumite sind da nur das Pausenbrot. Schwimmen, Joggen, Treppenlaufen, Gewichte stemmen, Terrabandakrobatik, Sandsack- und Polsterformung, Yoga, Stretching (unerfreulich zwar, aber nötig) folgen dann als Dessert. Vielleicht lerne ich in dieser Zeit auch mal richtig Seil zu springen. :-)
Senpai Malibu arbeitet gerade den Trainingsplan aus - ich weiss nicht, welche Überraschungen er noch planen wird. Aber ich freue mich darauf! Bis im Sommer dreht sich mein Arbeitswoche hauptsächlich ums Training mit zusätzlichen Anteilen an Arbeit und aktiver Erholung. Ca. 50 Stunden insgesamt.

Ziel II: Deshi-und Gewaltprävention-Ausbildung
Im zweiten Halbjahr erhalten Unterrichtsanteile im Karate und eine Vertiefung der Gewaltpräventionskenntnisse mehr Gewicht. Das rein körperorientierte Training teilt sich das Wochenpensum dann mit der Deshi- und GP-Ausbildung. Natürlich freue ich mich auch auf diesen Teil - ein gewisses Faible fürs Unterrichten kann ich ja nicht verleugnen.
Wie mein Programm dann im Detail aussieht, lässt sich jetzt schwer sagen. Klar sind die Ziele, auf die ich hinarbeiten werde.

Wer ist mit dabei?

Mein Uchi Deshi Jahr wird durch DO betreut. DO setzt sich als Organisation das Ziel, Bewegung und Lernen zu verknüpfen und daraus Angebote für Menschen und andere Organisationen zu entwickeln. Um dieses Ziel zu erreichen führt DO eine Karate- und eine Yogaschule sowie ein Bereich für Gewaltprävention und Beratung.

Marcel, Nora, Uchi Deshi, Mirjam und Malibu

Marcel Frey ist Geschäftsführer von DO und fungiert als Ausbildungsleiter. Er unterstützt mich mit regelmässigen Reflexionsgesprächen. Zusammen mit ihm werde ich mich auch vertiefter in die Gewaltprävention einarbeiten. Ich freue mich besonders darauf, mit Marcel wieder mal Karate trainieren zu dürfen.

Malibu Forrer ist Cheftrainer bei DO. Er steht mir als Berater für die Trainingsplanung und -durchführung zur Seite. Ich bin froh, seine langjährige Erfahrung an meiner Seite zu wissen. Als Cheftrainer werde ich sicherlich auch viel mit ihm trainieren. Und wenn ich mal schlapp machen sollte, peitscht er mich sicher wieder hoch - mit seiner liebenswürdigen Art. ;-)

Mirjam Koller ist Leiterin der Karateschule Shinkai Do. Wir werden natürlich nicht nur organisatorisch miteinander zu tun haben. Spätestens während der Deshi-Ausbildung werden wir verstärkt zusammenarbeiten.

Nora Vogt ist Yoga-Lehrerin. Sie unterstützt mich in meinem Yoga-Training und ist mein Vorbild in Sachen elfenartiger Körperverrenkung. :-) Ich habe Yoga als Ergänzung zum Karate-Training bisher sehr geschätzt und will es auch während dem Uchi Deshi Jahr nicht missen.

Mit Familie und Freunden werde ich wahrscheinlich etwas weniger Zeit verbringen können als ich gerne würde. Aber über ihre Unterstützung, auch aus der Ferne, freue ich mich jetzt schon.

Motivation

Nimm den steinigen Weg
Die Hinduisten würden mich als junge Seele beschreiben. Landläufig spricht man eher von einem Typen, der immer mit dem "Grind" durch die "Mauer" will. Etwas nachgelassen hat mein Übermut zwar, aber dennoch bleibe ich ein sturer Bock. :-) Mein Lebensweg ist gesäumt von ungewöhnlichen Aktionen und Projekten, immer mit viel Eigenmotivation, Enthusiasmus und ab und zu auch leichtsinnig geplant und durchgeführt. Zum Beispiel eine Schülerzeitung in der fünften Primarschule zusammen mit zwei Klassenkameraden. Oder das Pfingstlager 08 zusammen mit der Regionalleitung Blauring & Jungwacht Baden. Ich lernte viel und flog noch öfters auf die Schnauze.
Sobald ich die Wahl habe zwischen dem altbekannten Weg und irgend einem neuen, wähle ich sehr oft den neuen. Natürlich verspreche ich mir meistens verheissungsvolles, interessantes. Ab und zu stehe ich in einer Sackgasse, manchmal erlebe ich wunderschöne Ausblicke in die Ferne, um dann wieder einen Weg gefunden zu haben, der eine echte Abkürzung war. Immer den direkten Weg zu wählen, den auch die Allgemeinheit bevorzugt, hat mir noch nie gelegen.
Ich bin mir bewusst, dass es hart werden wird und noch ist unklar, ob und wie ich meine Ziele erreiche. Eine meiner Gründe zu diesem Jahr liegt genau in diesem Ungewissen, dessen Reiz mich schon zu stark in Besitz genommen hat. Ich will und werde an diesem Jahr wachsen. Misserfolge gehören da genauso dazu wie Erfolge.

Sport ist Mord
Bis zu meinen ersten Schritten in Karate konnte ich mit Sport nichts anfangen. Als ich mit 16 die Biographie von Churchill las, erfreute ich mich besonders an der Entdeckung, dass er es war, der mein damaliges Lieblingsmotto bezüglich Sport prägte. Für mich hatte in erster Linie das Konkurrenzdenken unter Sportlern und die grundlegende Paradoxie des Teamsports abschreckende Wirkung.
Karate hat mir erstmals gezeigt, den Körper zu fordern, ohne auf Sieg aus zu sein. Es geht in der Art wie ich Karate erlebe nicht darum, Punkte zu ergattern, besser als der Gegner und geschickter als der Mitspieler zu sein. Der einzige Mensch, mit dem und für den ich Siege erarbeite, bin ich selbst. Das ist mein Karate, so wie ich es trainieren will. Ich will keine Pokale und Medaillen. Ich will meinen Körper und mich in der Bewegung kennen und beherrschen lernen.

DO BESCH DU - DU BESCH DO
Ich habe nach zwei Jahren Shotokan in meiner Jugendzeit wieder mit Karate aufgehört. Vor drei Jahren habe ich DO entdeckt. Das Training, die Menschen, die Stimmung: Es war einfach von Beginn an ein tolles Gefühl bei DO Karate zu machen. Der Rest ist Geschichte.
Für mich verkörpert DO viele Werte, die ich in den meisten Unternehmen und Institutionen dieser Welt vermisse. Ich arbeite gerne für und mit DO. Die Überzeugung, in dieser Organisation die Welt verändern zu können, ist für mich sehr stark. Ich will mit ihr wachsen und zu ihrem Wachstum beitragen.

Spass
Jetzt mal ganz ehrlich: Wenn ich nicht wüsste, dass ich in all diesen Wochen beinharten Trainings, nicht auch jede Menge Spass alleine und mit meinen Mitmenschen erleben werde, würde ich das Jahr kaum machen. Ich lache gerne. Und ich habe nicht vor, beim Lachen Abstriche zu machen.

Einschränkungen

Gesundheit
Ich kann mich bisher über keine krassen Unfälle oder Krankheiten beklagen. Aber man weiss nie, was ein solches Training an den Tag fördert. Vorsichtig sein muss ich mit meinen Knien. Die spezielle Form meiner Kniescheibe begünstig eine schnelle Entzündung im Kniegelenk. Ebenfalls gründlich muss ich die Entwicklung meiner Hautkrankheit beobachten.

90 Tage
Ich erhalte 90 Tage Zeit, mich ins Uchi Deshi Sein einzuleben. Ende März wird endgültig entschieden, ob das Uchi Deshi Jahr weitergeführt wird.


Ich freue mich auf den Start am 1.1.09 und auf viele Besucher meines Blogs. Das nächste Mal werde ich detaillierter auf meinen ersten Trainingsplan eingehen und dann hoffentlich bereits über die ersten Tage als Uchi Deshi schreiben. Bis dann!